Gurkiporn #1: Warum steinige Wege steinig sind

So Lustmolchies, auf gehts!

Gestern bin ich doch glatt an der Arbeit kleben geblieben, sodass mein Hirn zu vernebelt war, um noch ein effektives Bootytraining hinlegen zu können. Ich hätte mich natürlich auch dazu peitschenund dem Ende des Tages noch eine Prise mehr Stress hinzufügen zu können, doch ich fand das nicht sehr sinnvoll, weil Training für mich kein Stress mehr sein, sondern mein Leben bereichern soll. Wenn es diesen Zweck nicht erfüllt, mache ich es nicht mehr. Bin ja nicht doof und keine Leistungssportlerin mehr.

Ich bräuchte mal einen Arbeit bei der ich weniger arbeiten und vor allem eine, bei der ich nicht so auf mein Hirn angewiesen wäre. Dann könnte ich den anabolen Fitnessbarbielaifstail leben, würde groß rauskommen und müsste nicht diesen katabolen Partisanenlaifstail leben.

Warum macht jemand wie ich das eigentlich? Es zwingt mich ja keiner und ich hätte genauso gut meine vielversprechende Astronautinnenkarriere fortführen können?

Weil ich es will und ich mich dafür entschieden habe. Und wenn Anna einmal etwas will & sich dafür entscheidet, dann zieht sie das durch.

Dann akzeptiere ich, dass ich mich entschieden habe, diese Probleme in meinem Leben zu haben, dass ich die Steine, die auf meinem Weg liegen, wegräumen muss und dass es keine Garantie darauf gibt, dass der Weg angenehm ist.

Das kann man übrigens auf alles im Leben beziehen, ob Sport, Job, Liebe oder sonst was.

Ein Weg ist immer erst vorbei, wenn

1. …man sich entscheidet ihn nicht mehr zu gehen.

2. …man stehen bleibt und jammert, statt die Steine beiseite zu räumen.

3. …man am Ziel angekommen ist.

Alle 3 Dinge implizieren, dass man stets selbst in der Hand hat, wie weit man kommt. DASS MAN SICH ENTSCHEIDET den Weg zu gehen oder nicht. Wer stehen bleibt, weil er über Steine stolpern könnte, hat sich entschieden stehen zu bleiben, weil er

1. …Angst hat zu stolpern.

2. …Angst hat zu schwach zu sein, die Steine beiseite zu räumen.

3. …erwartet, dass der Weg immer leicht sein muss.

Alle 3 Dinge wiederum implizieren, dass man sich NICHT ENTSCHEIDEN WILL. Und man will es nicht, weil man von dem Glaubenssatz „Ich kann das nicht“ geprimed ist oder vielleicht auch, weil man da einen Weg geht, den man (selbst) eigentlich gar nicht gehen will, sondern weil andere einem gesagt haben, dass man den gehen soll.

Egal wie. Was ich sagen will ist, dass man wissen muss, warum man einen Weg gerade eigentlich geht, ob es der ist, den man will und ob man bereit ist, sich die Mühe zu machen, die Steine aus dem Weg zu räumen. Falls nicht, ist es ziemlich sinnlos sich über die Anstrengung des Weges zu beschweren, weil jeder Weg irgendwie anstrengend ist und das nun mal zum Leben dazu gehört, weil das Leben eben das Leben ist. Alles ist  eben wie es ist.

Wenn ich mich freiwillig entscheide, einen Marathon zu laufen, kann ich mich auch nicht darüber beschweren, dass das Training dafür so anstrengend ist. Wenn ich den Marathon will, dann muss ich auch das Training dafür wollen. Wenn ich mich entscheide eine Marathonläuferin zu sein, dann entscheide ich mich dafür die Probleme einer Marathonläuferin zu haben. Fertig.

Das Paradoxe ist, dass Fitnessmenschen ein sehr ambivalentes Mindset in Bezug auf steinige Wege haben.

Bspw. glorifizieren sie den steinigen Weg des Trainings mit „No pain, no gain“ und feiern sich dafür, wenn da was total schwer ist. Wenn es aber dann um die Lebensrealität und um das Ego geht, muss alles toll und angenehm sein.

D.h. sie finden die körperlichen Herausforderung im Training toll, aber die Herausforderungen im Kopf immer doof. Das eine sieht man, das andere nicht.

Ein paar Beispiele:

Wenn ich jemanden in Zusammenhang mit Essverhalten sage, dass es normal ist, dass es sich scheiße anfühlt, wenn du dein Essverhalten ändern willst oder wenn du abnehmen willst, dann ist das Gejammer groß, weil es anstrengend ist.

Wenn man es aushalten muss, alte Gewohnheiten zu ändern, indem man sie nicht mehr macht, dann ist das Gejammer auch groß, weil es anstrengend ist.

Wenn man es aushalten muss von den Fitnessbarbiediätregeln loszulassen, die einen kaputt gemacht haben, dann ist das Gejammer auch groß, weil es anstrengend ist.

Wenn man es aushalten muss, mehr Heißhunger zu haben, weil man gerade mitten in der PMS steckt, ist das Gejammer natürlich auch groß.

Warum ist das so?

Das hat viele Gründe. Vor allem ist dies, wie so oft eine Folge, eines Lernprozesses, wie wir Dinge bewerten.

Beschränken wir uns hier zunächst auf Training & Ernährung:

Du hast durch den Konsum der medialen Fitnesswelt gelernt, dass man mit hartem Training und disziplinierter Diät einen tollen Körper bekommt. Weil du einen tollen Körper toll findest und diesen haben willst, damit auch andere dich toll finden, hast du diese Bewertung übernommen. Du findest damit hartes Training und eine „disziplinierte“

Diät „richtig“. Immer wenn du dich nicht daran hältst, fühlt es sich für dich „falsch“ an. Dieses „falsch“ Anfühlen, ist das schlechte Gewissen, das dann wiederum ein Gedankenkarussell los tritt.

Das ist ganz einfach wieder reines Priming, eine Art subjektive Bewertung von Dingen, die objektiv gesehen keinen Wert haben.

Würdest du in einer Welt aufwachsen, in der faul rumhängen glorifiziert werden würde, würdest du faul rumhängen toll &  richtig finden und ein schlechtes Gewissen haben, wenn du hart trainierst und diszipliniert diätest.

Was ich sagen will:

Das Kopfkino & Gedankenkarussell, das dich stresst, wenn du mal nicht trainieren gehst oder deine selbst auferlegten Diätregeln brichst (die du auch von der medialen Fitnesswelt gelernt hast), sind nichts anderes als die Folge deiner subjektiven Bewertung, die objektiv gesehen, nicht existiert. Essen ist Essen und Training ist Training. Alles, was du da hineininterpretierst, ist Folge deines medialen Primings.

Du stresst dich eigentlich nicht um das Training oder das Essen an sich, sondern deswegen, weil du mit diesen beiden Dingen unterbewusst den tollen Körper assoziierst, den du dir so sehnlichst wünschst. In deinem Kopf gilt Training + Diät = toller Körper. 

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Wenn du also dein Training & deine Diät nicht einhälst, machst du dich nicht wegen dem Training und der Diät verrückt, sondern weil du Angst hast, nicht den tollen Körper zu bekommen, den dein Unterbewusstsein damit verbindet. Wenn dir dein Aussehen egal wäre, wären dir auch Training und Ernährung egal.

Der selbstgemachte Druck in Zusammenhang mit Training und Ernährung verschwindet also erst, wenn du die emotionale Verbinung zu deiner Sehnsucht nach dem tollen Körper löst. Dieser Loslöseprozess ist mental sehr schwer, denn dies hat viel mit dem eigenen Ego zu tun und dieses triggert meist emotionale Schmerzpunkte.

Wie ein toller Körper auszusehen hat, ist eine gesellschaftliche Prägung. Wenn der Körper von Fitnessbarbie medial als toll glorifiziert wird, wird dieser Körper zu unserem Maßstab.

Du musst lernen zu akzeptieren, bei gesellschaftlichen Richtig-Falsch- Regeln nicht mitzuspielen und das fühlt sich evolutionsbiologisch bedingt für uns doof an, denn wir sind darauf getrimmt, immer schön der Herde hinterher zu rennen und nicht das schwarze Schaf zu sein.

Wenn der Körper einer Pummelfee medial glorifiziert werden würde, wird dieser Körper zu unserem Maßstab. Statt Fitnessbarbies hätten wir auf Insta dann Millionen Profile glücklicher Pummelfeen, die uns Produkte und Diätregeln verkaufen, die uns versprechen auch eine Pummelfee zu werden.

Dein ganzes Kopfkino ist also stets eine Folge all der Bewertungen, die du im Laufe deines Lebens gelernt hast. Diese werden zu deiner gefühlten Realität. Du kannst deine Realität also erst ändern, indem du diese Bewertungen auflöst.

Bis morgen Lustmolchies!

Foto by Andrew Neel