Gurkiporn #2: Tribale normative Normalität

So Lustmolchies, auf gehts!

Die Zeit der netten Ugga Uggawar kurz und ist vorbei und wir können uns wohl wieder auf die  wundervoll einfühlsamen & romantischen Ugga Ugga Stories freuen, bei der Frau so richtig Lust aufs freiwillig Austerben bekommt.

Immerhin kann man uns Frauen zumindest dieses Entscheidungsrecht hier in Deutschland nicht nehmen und immer mehr Frauen machen auch Gebrauch davon. Mit dem gesellschaftlichen Nährboden, den wir gerade sähen, scheint dies das geringere Übel für diese Frauen zu sein.

Dank der vielen Ugga Ugga Berichte der Gurkipartisaninnen wissen wir inzwischen, dass ich kein Einzelfall bin, sondern so ziemlich jede Frau bereits die Sensibilität des Ugga Ugga Egos zu spüren bekommen hat, wenn sie es wagt, sich dem Ugga Ugga nicht zu unterwerfen. Auch wenn ich nochmals betonen muss, dass ich ganz persönlich, das erst in der Fitnessblase so erlebe. Davor war meine Ugga Ugga Welt noch in Ordnung.

Wobei es noch nicht mal ums unterwerfen geht, sondern bereits damit anfängt, wenn man einen Ugga Ugga spiegelt. Wenn er scheiße zu mir ist, ist das ok für ihn. Wenn ich dann scheiße zu ihm bin, ist das natürlich nicht ok. Ugga Uggas dürfen Forderungen stellen. Weibchen nicht. 

Das beste Beispiel, das sicher auch jede Frau kennt ist, dass wir Frauen manchmal für Details unseres Aussehens veurteilt werden, von Ugga Uggas, die selbst nicht viel zu bieten haben. Da verschlägt es mir manchmal die Sprache.

Liebe Ugga Uggas: Immer erstmal abliefern, bevor man einfordert. Wenn wir Weibchen uns sowas schon gefallen lassen müssen, dann muss sich das auch für uns lohnen.

Dieses Selbstverständnis muss man erstmal haben, sich so zu verhalten. Aber gut ist ja schon normal für uns Frauen.

Wenn etwas zur „Normalität“ wird, dann denken wir nicht weiter darüber nach und hinterfragen dies nicht weiter. Dass wir Fitnessmenschen uns mit unserer Optik beschäftigen ist ja irgendwie in unsere Köpfe eingehämmert und gilt als wünschenswertes weibliches Attribut. Und wie ich gestern bereits erzählt habe, sind unsere Hirne eben dazu konzipiert immer schön der Herde nachzulaufen und nicht das schwarze Schaf zu sein.

Deswegen werden wir bald in einer Welt voller Fitnessbarbies leben, die sich 24/7 mit ihrem Körper beschäftigen, weil es das ist, was die Herde will.

Wir werden Mütter haben, die ihren Töchtern beibringen, wie man Kalorien spart und wie man sich verhalten muss, um seinen sexuellen Marktwert zu steigern. Die Abends statt der Gute Nacht Geschichte, gemeinsam Bildchen auf Insta ansehen, um auf dem neusten Stand zu sein, was in Fitnessbarbies Leben so abgeht. Und wir werden Väter haben, die genau das toll finden, weil es ihr Ugga Ugga Ego befriedigt, die gesellschaftlich begehrte Weibchendeko neben sich zu haben, die seinen dominanten Ugga Ugga Status nicht in Frage stellt.

Dies wird eines Tages Normalität sein oder ist es vielleicht schon.

Was ist eigentlich normal?
Wer entscheidet, was normal ist und woher wissen wir, ob diese Normalität dann wirklich normal ist?

Tja, im Grunde, ist dies eine ausufernde philosophische Frage, aber da wir hier auf Insta sind und sich der Erkenntnishorizont der Fitnessblase stets nur auf egorelevante Fragen & Antworten beschränkt, betrachten wir dies mal am Beispiel Essverhalten. Denn wie viel wir essen, bestimmt ja, wie schlank wir sind und als gefügiges Weibchen, ist das eine essentielles Überlebenskriterium.

Eine normative Normalität schaffen wir Menschen eigentlich erst durch Normen, die wir selbst schaffen. Damit ist im Grunde bereits ausgeschlossen, dass es eine objektive universelle Normalität gibt.

Umso mehr Menschen der Norm folgen und umso länger diese Norm aufrecht erhalten wird, umso normaler wird die Norm.

Beispiel Sprache: Für dich ist die Sprache Deutsch normal, weil du in Deutschland lebst, wo alle Deutsch sprechen und dies schon immer getan haben (auch wenn sich Sprachen natürlich entwickeln).

Du weißt zwar, dass bspw. finnisch für die Finnen normal ist und auch einfach nur eine Sprache, aber dennoch hört es sich in deinen Ohren eben komisch an und du bräuchtest viele Jahre um Finnisch zu deiner Normalität zu machen. Wenn du dann noch nach Finnland ziehst, um das Kriterium mit den vielen Menschen zu erfüllen, könnte Finnisch schneller normal für dich werden, als wenn du einsam in Deutschland finnische Monologe vor dich dahin sprichst und man dich für verrückt erklärt.

Was hat das jetzt mit Essen und Fitness zu tun?

Ganz einfach: Wenn du in der Fitnessblase lebst, dann wird alles, was Fitnessmenschen machen für dich zur Normalität. Wenn du in einer Blase mit Menschen lebst, die keine Ahnung von Fitness haben, dann würdest du auch keine Ahnung von Fitness haben.

Das ist simple tribale Psychologie.

Deswegen beobachten wir immer wieder das Phänomen, dass es zu einer kognitiven Dissonanz kommt, wenn diese zwei Welten kollidieren.

Wenn ihr mit Menschen essen geht, in deren Leben Fitness keine Rolle spielt, seht ihr, dass die essen können, ohne sich Gedanken über das Essen zu machen.

Ihr hingegen macht euch Gedanken über euer Essen und das Essen der anderen und darüber, dass die anderen sich keine Gedanken über ihr und dein Essen machen.

Dann sitzt ihr fassungslos da und fragt euch, wie die das machen.

Na ja ganz einfach. Die beschäftigen sich nicht damit, weil es nicht normal für sie ist, sich damit zu beschäftigen.

Sie sehen sich keine Fitnessbarbies und Fitnesswerbung an. Sie suchen nicht nach Informationen, wie man noch „richtiger“ essen und trainieren kann. Sie umgeben ich nicht mit Menschen, die das auch machen und als wichtig erachten.

Sie machen ganz einfach ganz viele andere Dinge in ihrem Leben, die nichts mit Fitness zu tun haben und leben daher in einem Umfeld, das das auch so macht.

Es gibt sogar Menschen, die nicht mal Insta haben. Die wissen nicht mal, wer Fitnessbarbie ist oder verstehen, warum man sich freiwillig Werbung ansieht, wenn einem die Welt doch heutzutage so viele Möglichkeiten bietet, seine Lebenszeit sinnvoller zu nutzen.

Es gibt Menschen, für die sind schwarze Löcher, Geschichte, Meeresbiologie so interessant wie die Jagd nach dem perfekten Körper für dich.

Für die ist es normal sich dann damit zu beschäftigen. Und weil das nichts mit Essen zu tun hat, ist Essen eben nicht so relevant für sie, wie für dich.

Wenn du dich also ständig mit Essen beschäftigst und selbst mit den Gedanken um das Essen und wie du die Gedanken um das Essen los wirst, beschäftigst du dich doch wieder mit Essen und triggerst dich selbst immer schön weiter.

Denn selbst wenn du Gedanken, die du hast, bekämpfst hast du schon verloren, weil du deinen Gedanken Macht über dich gegeben hast, indem du deine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hast. Jede Form der gedanklichen Auseinandersetzung mit deinem Trigger ist selbst ein Trigger.

Daher musst du lernen, deine Aufmerksamkeit auf das zu richten, was du dir in deinem Kopf wünscht. Wenn du dir wünschst statt über Essen, wie andere über Schwarze Löcher, Geschichte, Meeresbiologie nachzudenken, dann solltest du dich eben mit schwarzen Löchern, Geschichte und Meeresbiologie beschäftigen und nicht mit den Gedanken darüber, wie du die Gedanken ums Essen erst lost wirst, damit du an schwarze Löcher, Geschichte oder Meeresbiologie denken kannst. Außerdem solltest du dich mit Menschen umgeben, die das auch tun und nicht mit Menschen, die das nicht tun.

Bis morgen Lustmolchies!

Foto by Andreas Weiland