Annas kleine Läuferinnenphilosophie #3

Anna hat es geschafft!
Anna stand heute da, wo sie dachte, nie wieder stehen zu dürfen.

An sich keine große Sache, aber in Anbetracht meiner persönlichen Geschichte der letzten Jahre schon.

Ich stand auf dem Gipfel, der mir so viel bedeutet hatte und habe etwas geschafft, was die letzten Jahre und unzähligen Rückschlägen unmöglich erschien.



Die letzten Jahre habe ich, wenn überhaupt unter Schmerzen nur um die 10km laufen können. Jahre nach meiner Verletzung einmal 20km, die ich kurz danach aber mit noch mehr Schmerzen bezahlt hatte.

Die letzten 2-3 Jahre ging gar nichts mehr und der Trend schien aussichtslos.

Jeder Wiedereinstieg fand bereits nach 2-3 Läufen und Tränen sein Ende. Ich fühlte mich lebendig begraben, in einem Körper der mich nicht das machen lies, was liebte, brauchte und wollte.

Dann beschloss ich etwas radikal zu ändern. Statt mit dem Kopf immer wieder durch die Wand, auf meinen Körper zu vertrauen und solang zu warten und ihm zu vertrauen, bis ich FÜHLE, dass er mir sein Ok zum Laufen gibt.



Warum fühlen?

Ich bin lang genug tausende Kilometer gelaufen um meinen Körper gut genug zu kennen und zu wissen, wann er was kann.

2 Wochen vor dem Urlaub testete ich dann nach über einem Jahr komplette Pause, die ersten 5km, die gut liefen und zwar anders als die 5km Versuche der letzten Jahre.

Nun bin ich die letzten 2 Wochen plötzlich 140km durch die Berge gelaufen und heute dann 24km.

WARNUNG: Das ist nicht zum nachmachen, noch der richtige Weg für einen Wiedereinstieg!

Ich habe es gemacht, weil ich gespürt habe, dass ich es machen kann und sehr viel Erfahrung damit habe.



Ich hatte bei meinen ersten 5km vor dem Urlaub bereits gesagt, dass ich spüre, dass ich aus dem Stand locker einen Halbmarathon laufen könne. Das sind einfach individuelle, sportartenspezifische Erfahrungswerte, also PRAXIS!

Auch in der 1. Woche im Urlaub habe ich gemerkt, dass das Potenzial für die lange Route weit höher da ist, daher die Ankündigung, dass ich es vielleicht versuchen werde. Aber ich wollte auf die Signale meines Körpers achten und mich davon leiten lassen. Ich wusste, dass er mir das schon zeigen wird. Ich kenne nach unzähligen Dummheiten die Kommunikation zwischen meinem Kopf und Körper inzwischen gut genug, um sie besser zu verstehen und zu wissen, wann mein Kopf-durch-die Wand-Modus wieder aktiv ist.

Obwohl die Hitze heute zurück war, wusste ich die ersten Meter bereits, dass ich durchlaufen kann.

Und dann stand ich das erste Mal nach 6 Jahren wieder da, wo ich beschloss von den Straßenrennen zu den Bergen zu wechseln und da, wo ich die letzten 6 Jahre nach unzähligen Rückschlägen, nicht mehr gedacht hätte, stehen zu dürfen.

Ich denke jeder, der die 2 Wochen bei mir mitverfolgt hat, wurde nun Zeuge davon, wie Stress unser Wesen und unsere körperliche und geistige Gesundheit beeinflusst. Wie Schmerzen und gesundheitliche Probleme auf einmal verschwinden, wie gelöst, positiv und leistungsfähig man auf einmal wird.

Ich hoffe all das ist auch für jeden von euch eine Lektion zum Überdenken eures Lebens und eurer physischen und sozialen Umwelt.

Das ich heute auf dem Berg stand, habe ich nicht irgendeinem harten Training zu verdanken.

Mich hat allein mein Kopf da hinauf gebracht. Solang man nämlich einen Schritt vor den anderen setzt und nicht stehen bleibt wird man irgendwann ankommen. Das heißt nicht, dass es leicht ist. Doch es nützt alles Training der Welt nichts, wenn das Mindset, das Selbstvertrauen und die Entschlossenheit, nicht stimmen.

Wer nicht darauf vertraut, auch schwierige Weg zu meistern, wird aus Angst gar nicht erst losgehen. Derjenige kann so sein auch Ziel nie erreichen.

Wer einen Weg nur unter der Voraussetzung, dass er sicher ankommt, angeht, wird ebenfalls nie losgehen, weil er diese Garantie nie bekommen kann. Derjenige kann so sein Ziel ebenfalls nie erreichen.

Wer einen Weg nur geht, wenn er leicht ist, wird ebenfalls gar nicht erst losgehen oder stehen bleiben, sobald es anstrengend wird. Auch derjenige kann sein Ziel nie erreichen.

Nur derjenige erreicht sein Ziel, der einen Schritt nach dem anderen geht, egal wie lang es dauert oder wie schwer der Weg ist. Der darauf vertraut, dass er auch schwierige Phasen meisten kann. Derjenige wird unter Garantie ankommen, selbst wenn es schwer ist.