Annas Lieblingsessen #1: Bohnen-Porn

Nach dem Paprika Guide folgt nun ausnahmsweise ein weiteres Rezept.

Vorwarnung: Das Rezept ist besonders anspruchsvoll und nur für Fortgeschrittene geeignet. Es bedarf vieler exotischer Zutaten und mehrerer komplizierte Arbeitsschritte und vor allem viel Liebe und von letzterer nicht zu wenig!

Vermutlich hat gerade die Exklusivität und die Liebe, mit der meine Oma dieses außerordentliche Gericht zubereitet hat, dazu geführt, dass ich groß und stark geworden bin.

Ich weiß nicht, wie viele Tonnen meine arme Oma jedes Jahr davon produzieren musste, doch mit Sicherheit kann ich sagen, dass es so viel war, dass die Omas bei denen meine Oma die Zutaten kaufte, davon ausgegangen sind, dass sie damit Wintervorräte anlegen würde, weil sie sich anders nicht erklären konnten, wozu man diese Mengen an Zutaten verwenden sollte.

Um den Spannungsbogen nicht weiter zu strapazieren, lüfte ich das Geheimnis um den Namen, dieses wundervollen Gerichts:



Grüne Bohnen
Bulgarisch: Zelen Fasul.



Nun ja, in Deutschland würde man vielleicht sowas wie Bohneneintopf dazu sagen oder so.

Jedenfalls handelt es sich um grüne Bohnen, die mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Tonnen an Öl und Petersilie gekocht werden.

Ich habe keine Ahnung, was mich immer so daran begeistert hat, aber ich habe es geliebt. So sehr, dass klein Anna pro Tag mindestens einen Topf davon gegessen hat. Den Aufwand einzelne Portionen erst auf einen Teller zu geben, habe ich mir gar nicht erst gemacht und direkt aus dem Topf gegessen. Hätte sich nicht gelohnt.

Auch wenn die wenigen Zutaten so einfach sind, schmeckt es in Deutschland einfach nicht, weil die Qualität der Zutaten nicht gut ist. Was mal wieder beweist, dass Qualität vor Quantität geht und dass es fraglich ist, ob wir den Überfluss in unseren Supermärkten, exotische Superfoods und 2821101 Käsesorten wirklich brauchen, wenn die einfachsten Dinge so schlecht schmecken, dass das Essen einfach unbefriedigend ist. Jedenfalls ist es so unbefriedigend, dass ich es nur 1x in Deutschland gemacht habe und dann nie wieder.

Lange Rede kurzer Sinn, vielleicht hat jemand außerhalb Berlins mit dem Gemüseangebot mehr Glück und wagt sich an einen Versuch.

Da ich der festen Überzeugung bin, dass dieses Gericht Zauberkräfte wie der Miraculix-Zaubertrank verleiht, muss dies der Nachwelt vor meinem Aussterben hinterlassen werden.


Kalorienangaben: Keine Ahnung.
Makros: Keine Ahnung.
Zubereitungszeit: Keine Ahnung.
Schwierigkeitsgrad: Oma-Level.



Wie immer, kann ich leider keine Mengenangaben machen, weil das wieder so eine Feelssache ist und ich meiner Oma immer nur zugesehen habe. Hängt auch alles von den Zutaten ab. Übung macht den Meister und so.



Man braucht:


  • Grüne Bohnen (Beim Kauf auf Frische testen, indem man den Strunk zum test abzieht. Zieht er kein Faden, sind die Bohnen frisch)
  • Tomaten (in Deutschland am Besten die geschälten Dosentomaten, Hollandtomaten sind Schrott, wer sich glücklich schätzen kann und sich in der Mittelmeer-,Balkanregion befindet oder im irgendwo im vorderen Orient, nimmt einfach seeeehr reife Ochsenherztomaten)
  • Zwiebel
  • Knoblauch
  • Ein paar Möhren (die sind nur für den Geschmack, also nicht zu viele)
  • Ein paar Liter Öl
  • Glatte Petersilie 
  • Wer will ein paar Kartoffeln oder Mehl um das Ganze etwas abzubinden
  • Salz, Pfeffer, roter Paprika und wer will Bohnenkraut




Was man macht



Der eigentliche Aufwand ist leider das Säubern der Bohnen. Einfach die Enden abschneiden und die Bohnen in grobe Stücke teilen. Das wars dann eigentlich auch schon.

Dann die Zwiebeln, Knoblauch und Möhren grob würfeln und in dem Öl glasig dünsten. Bohnen dazu und das ganze ein paar Minuten andünsten.


In der Zwischenzeit die Tomaten häuten. Wer das selbst macht und gute Tomaten bekommen hat, zieht die Haut am besten von der weichsten Stelle behutsam Richtung Strunk ab. Mit ein bisschen Übung kann man sich so den oft empfohlenen Aufwand mit heißen Wasser übergießen etc. sparen.

Dann gibt man die Tomaten zusammen mit den Salz, Pfeffer, roter Paprika und wer will noch (getrocknetes) Bohnenkraut und gewürfelte Kartoffeln dazu und lässt den Rest einfach den Herd machen.

Kurz vor Ende kommt dann erst die gehackte Petersilie dazu und wem das Ganze zu suppig ist, kann das auch noch mit etwas Mehl abbinden. Fertig
Das Ganze schmeckt eigentlich am nächsten Tag und kalt am Besten.

Traditionell isst man in Bulgarien nie nur ein Gericht, sondern man tut alles, was da ist auf den Tisch und ist dann alles zusammen. Also meist noch Schopska Salat, Brot, Schafskäse, Wurst etc. Üblich ist es auch Joghurt dazu zu essen. Den rührt man einfach drunter.

Das ist das ganze Geheimnis meines Lieblingsessens. Und ich liebe es so sehr, dass ich jedes noch so exklusive Gourmetessen für die Bohnen meiner Oma stehen lassen würde.