Auswertung der Umfrage: Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?


In der letzten Umfrage, ging es um darum, was ihr tun würdet, wenn ihr in gewisser Weise die Sicherheit hättet, keine Konsequenzen fürchten zu müssen, Risiken einzugehen. Oder anders gesagt, in welche Abgründe ihr springen würdet, wenn ihr die Gewissheit hättet, weich zu landen.

Ich hatte die Frage in 3 Teile aufgeteilt, um euren Gedanken noch etwas spezifischer auf den Grund zu gehen. Die Zusammenfassung der meistgenannten Antworten:

Frage 1: Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?

  • Andere Berufswünsche realisieren
  • Ambitionierte sportliche Ziele verfolgen
  • Studieren (etwas anderes Lernen)
  • Reisen
  • Menschen helfen, v.a. Coaching in Zusammenhang mit psychologischen Themen
  • Umwelthilfe

Frage 2: Warum denkst du, dass du scheitern könntest?

  • Angst 
  • fehlendes Selbstvertrauen durch negative Erfahrungen in Zusammenhang mit Risiken
  • Das Gefühl, nicht gut genug zu sein
  • Finanzielle Gründe
  • Kein Vertrauen darin, dass dies Aussicht auf Erfolg hätte oder auf Interesse stößt

Frage 3: Was passiert im schlimmsten Fall, wenn du scheiterst?

  • Nichts
  • Mit dem Versagensgefühl leben müssen
  • die Meinung anderer
  • Finanzielle Probleme

Das Interessante ist, dass die Mehrheit in eine Form der geistigen und körperlichen Weiterentwicklung investieren würden und noch interessanter: Nicht einmal nur zum eigenen Vorteil, sondern auch in etwas, das anderen zugute kommen würde. Also z.B. etwas studieren oder beruflich machen, um damit anderen weiterhelfen zu können. Das hat schon altruistische Tendenzen.

Foto by Danielle Macinnes

Abgesehen von der finanziellen Hürde, scheitert es aber v.a. am Selbstvertrauen und daran, dass man glaubt, dass dies nicht auf Interesse anderer stößt. Gerade der letzte Punkt, stimmt traurig und spiegelt auch irgendwie diesen impliziten gesamtgesellschaftlichen Konsens wieder, dass das Gute irgendwie keine Chance hat und jeder sich selbst der Nächste ist.

Dabei würden wir alle wohl davon profitieren, wenn jeder sein Entwicklungspotenzial in dem Bereich ausnutzen könnte, für das er/sie sich am meisten begeistern kann. Ich glaube fest daran, dass wenn Menschen unzufrieden mit ihrem eigenen Leben sind und etwas tun, was ihnen widerstrebt oder Bedürfnisse unterdrücken, sich ihre Persönlichkeit allmählich zum Negativen verändert, sie gereizter und frustrierter werden, sich dies nach Außen auswirkt und dies durch die Spiegelung der gereizten Verhaltensänderung, in einer Kettenreaktion auf ihre Mitmenschen auswirkt.

Hä?

Was ich damit sagen will: Wenn jemand unzufrieden ist, rennt derjenige oft mit schlechter Laune durch seinen Alltag und ist auf Dauer weniger resilient. Seine Mitmenschen merken das und passen ihr Verhalten an, i.S.v. “wenn du scheiße zu mir bist, bin ich auch scheiße zu dir”. Der Unzufriedene sieht sich in seiner Unzufriedenheit und Opferrolle bestätigt und hat noch mehr Grund zur Unzufriedenheit und damit auch noch mehr Druck, die Erwartungen der anderen zu erfüllen, weil er/sie den Eindruck hat “nicht genug” zu sein, bzw. dass seine Bedürfnisse nicht beachtet werden. Dann strengt sich der/die Unzufriedene noch mehr an, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, was zu noch mehr Druck und Gereiztheit führt u.s.w.

Im Grunde also ein Teufelskreis und eine selbsterfüllende Prophezeiung, die sich gesamtgesellschaftlich auswirkt, weil wir lauter unzufriedene Menschen haben, die etwas unterdrücken, weil sie unfrei sind.

Das Problem an der Sache ist, dass eine Gesellschaft mit unzufriedenen Menschen, meist zu einer Arschlochgesellschaft mutiert, weil die Menschen irgendwann so frustriert sind, dass sie anderen auch nichts gönnen, wenn sie selbst schon nicht das bekommen, was sie wollen. Dies ist eine Gesellschaft von Menschen, die davon getrieben ist, Erwartungen zu erfüllen, ihren Fokus nach außen statt innen richten und damit ständig ihr Ego füttern.

So eine angstgetriebene, egozentrische Negativspirale dominiert über eine vertrauensmotivierte, altruistische Positivspirale, die eigentlich die Lösung für das Dilemma wäre. In einem Gefängnis zu sitzen ist eben sicherer,als auszubrechen und dafür bestraft zu werden. Genauso ist es sicherer, anderen erstmal zu misstrauen oder zu nehmen, als anderen zu vertrauen und zu geben .

Damit sich das ändert, braucht es mutige, einsichtige Menschen. Doch wir brauchen uns nur in unserem eigenen Umfeld, der Fitnessszene und der Weltpolitik umzusehen, um festzustellen, dass diese selten sind

Wenn man so will, spiegelt das o.g. Muster die populäre Plattitüde “Man muss sich erst selbst lieben, bevor man jemand anderen lieben kann” wider. Dieses Selbstliebe Ding fängt also in gewisser Weise nicht mit dem Gefühl an, sich selbst gut zu finden, sondern damit, dass man Dinge tut, die man selbst gut findet unabhängig davon, ob andere diese gut finden.

Foto bx Rodion Kutsaev