Das „Wenn, dann…“ Paradox: Warum das „Dann“ nie eintritt, wenn das „Wenn“ erfolgt.

Kompensationsmechanismen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Symptome kurzfristig betäuben, während ihr eigentlicher Motor, die Ursache, weiter bestehen bleibt.

Vielmehr noch, nehmen Ausmaß und Intensität der Symptome zu.

Kompensationsmechanismen beginnen oft mit einem „Wenn, dann…“ und münden schließlich in einem „Mehr und immer mehr“, da sich das „Wenn, dann…“ nicht wie erwartet erfüllt.

Beispiel

Foto by Nikko Macaspac



„Wenn ich schlank bin, dann bin ich zufrieden.“

„Wenn ich schlank bin, dann werde ich mehr geliebt.“

„Wenn ich schlank bin, traue ich mich mehr.“

Doch das passiert nicht.

Zumindest nicht so, wie man dachte.

Tatsächlich tritt eine kurzes Hoch, gefolgt von einem langem Tief ein.

Je höher das Hoch kurzfristig, desto tiefer das Tief langfristig.


Warum funktioniert das „Wenn, dann…“ nicht?

Foto by Andrew Neel

Symptombekämpfung ist keine Ursachenlösung.

Symptombekämpfung ist unbeständig.

Ursachenlösung ist beständig.

Um Symptome zu bekämpfen, bedarf es einiges an Aufwand, also Energie.

Wer sich also auf reine Symptombekämpfung beschränkt, wird immer wieder Energie in ein Fass ohne Boden investieren, ohne je die Ursache zu lösen und sich wundern, warum trotz immer mehr Anstrengung, alles eher schlimmer, statt besser wird.



  • Wer glaubt, erst zufrieden sein zu können, wenn er/sie in Topform ist, wird auch immer dafür sorgen müssen, in Topform zu bleiben und unzufrieden sein, sobald er/sie diese verliert.

  • Wer glaubt, erst geliebt werden zu können, wenn er/sie in Topform ist, wird auch immer dafür sorgen müssen, in Topform zu bleiben, um geliebt zu werden und sich einsam fühlen, wenn er/sie diese verliert.

  • Wer glaubt, sich erst etwas zuzutrauen, wenn er/sie in Topform ist, wird auch immer dafür sorgen müssen, in Topform zu bleiben, um sich etwas zu trauen und nie das Gegenteil seiner/ihrer Glaubenssätze erfahren, weil er/sie jedes Risiko, welches das Potenzial dazu gehabt hätte, das Gegenteil zu erfahren, gemieden hat.



Diese Art von Kompensationsmechanismen sind emotional derart aufgeladen, weil sie mit einer tiefsitzenden emotional schmerzlichen Erfahrung gekoppelt sind, die nie richtig verarbeitet wurde und nicht einmal bewusst ist, sich jedoch über Jahre im Kompensationsmechanismus manifestiert haben.


Emotion bedeutet „Energie in Bewegung“.


Emotionen sind verhaltenssteuernd und sorgen für die Ausschüttung verschiedenster Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin, Adrenalin etc.

Emotionen können damit eine ganze Kettenreaktion an physischen Reaktionen auslösen, die sich auch auf Essverhalten, Sexualhormone, Stoffwechsel bzw. Gesundheit im Allgemeinen auswirken können. Deswegen können auch Kompensationsmechanismen dauerhaft krank machen.

Was mit dieser „Energie in Bewegung“ passiert, ist also kein psychologisiertes Bla Bla, sondern eine nette Umschreibung eines handfesten physiologischen Teufelskreises.


Wer dauerhaft Energie in etwas Unbeständiges im Außen investiert, das eigentlich im Inneren an Beständigkeit fehlt, wird früher oder später kapitulieren.

Wer immer mehr isst, um um sich zu trösten, wird immer trauriger, weil das Essen keinen Trost spendet und gleichzeitig der Frust über das emotionale Essen steigt.

Wer bei sich also ein „Wenn, dann…“ und ein „Mehr und immer mehr“ in irgendwelchen Bereichen seines/ihres Lebens feststellen kann, sollte dringend mal seine Energiebilanz prüfen und überlegen, welche Investitionen langfristig wirklich sinnvoll sind.

Foto by Gabriel E.