Der Nutzen der eigenen Irrationalität

Menschliches Verhalten ist weniger rational gesteuert, als wir uns dies gern selbst eingestehen mögen.

Viele Entscheidungen erfolgen vielmehr a priori unterbewusst, emotional und werden erst nachfolgend bewusst rationalisiert.

Dies nimmt man bei sich weit weniger wahr als bei anderen. D.h. wir erkennen oft, wenn sich andere frohlügen, jedoch nicht, wenn wir dies selbst tun.

Dies ist das sogenannte Brett vor dem Kopf, welches uns davor bewahrt, uns unserer eigenen Beschränktheit bewusst zu sein. Denn dauerhaft mit dem Bewusstsein der eigenen Irrationalität zu leben, ist ziemlich anstrengend.

Dennoch lohnt sich manchmal die schonungslose Konfrontation mit der eigenen Wahrheit. Vor allem dann, wenn man sich dauerhaft selbst sabotiert.

I.d.R. sind Menschen erst dann bereit, sich mit ihrer eigenen Irrationalität zu konfrontieren, wenn der Leidensdruck durch den Kompensationsmechanismus dessen Nutzen übersteigt.

Menschen wissen sehr oft, was sie tun bzw. nicht tun sollten, um ihr Ziel zu erreichen, doch sie tun es nicht (gilt für alle Bereiche des Lebens).

Auch dann nicht, wenn sie genau wissen, dass sie es bereuen werden.

Dieses Paradox lässt sich nicht mit mehr Wissen lösen, da die Ursache des Problems selten mangelndes Wissen ist.

Vielmehr lenkt hier ein Autopilot das Verhalten, welcher durch die erlernte Identität, Glaubenssätze und Konditionierungen etc. angetrieben wird.

Wenn Menschen an etwas scheitern, reagieren sie oft auf zweierlei Art und Weise:

Sie tun mehr oder weniger von dem, was sie bisher getan haben.

Selten machen Menschen etwas anders.

Denn anders ist neu und neu ist kognitiv anstrengend. Und wenn etwas anstrengend ist, fühlt es sich „falsch“ an, auch wenn es rational richtig sein könnte.

Dies führt jedoch nur in einen Teufelskreis (Symptombekämpfung statt Ursachenbehebung).

Das eigene irrationale Verhalten aufzulösen, ist stets eine individuelle Sache, d.h. eine Standardlösung für alle gibt es hier nicht, da dies Folge der individuellen Prägung ist.



Lösungsansatz

Tust du immer wieder etwas, von dem du rational weißt, dass du es besser nicht tun solltest, doch du schaffst es einfach nicht das Richtige zu tun?

Statt dich zu fragen:
„Was kann ich DAGEGEN tun?“

Frage dich:
„Warum BRAUCHE ich das?“

Selbst scheinbar irrationales Verhalten erfüllt eine (Schutz-)Funktion.

Foto by Emily Morter

Eigentlich ist es damit gar nicht so irrational, sondern vielmehr logische Konsequenz eines Lernprozesses, der einmal einen Nutzen hatte.

Wer also Verhalten verändern will, muss die zugrunde liegende Motivation erkennen. Motivation wiederum wird u.a. durch den erwarteten Reward gesteuert.

Selbst wenn du etwas tust, von dem du weißt dass du es später bereuen wirst, hast du also etwas davon.

Dies führt oft zu unangenehmen Baustellen, die man nicht ohne Grund mit Hilfe des Kompensationsmechanismus, lange betäuben wollte.

Doch Betäubung (=kompensieren) von Problemen, löst keine Probleme.

Im Gegenteil.

Es vergrößert Probleme.

Foto by Drew Beamer