Elementare Fragen rund um Äpfel und Pfirsiche

Der Po ist eine wichtige Sache. Zumindest wenn man als Frau heutzutage in der Fitnesswelt wahrgenommen werden will und gewisse Karriereambitionen hat.

Was für den Mann das Sixpack, ist für die Frau der Booty. Wer den Booty hat, der ist fit und spielt auf der sexuellen Begehrtheitsskala ganz oben mit. So geht Fitness für Frauen heute.

An dieser Stelle, möchte ich darauf hinweisen, dass der Po in der weiblichen Fitnessgemeinde eigentlich ein Booty, Peach oder Apfelpopo ist. Unter Männern sagt man auch einfach Ar… dazu. Warum auch unnötig kompliziert machen.

Das ist wohl heutzutage einfach so. Zeiten ändern sich. Dennoch hat sich mir bisher nicht ganz erschlossen, warum das weibliche Gesäß nun ausgerechnet mit Obstnamen betitelt wird. Warum keine Schweinebacke, Fußball oder sowas? Und warum im englischsprachigen Raum ein Pfirsich und bei uns ein Apfel?

Wichtig dabei ist auch, dass der Booty keine Birne ist. Birnen sind nicht sehr beliebt. Ich schätze Aprikosen und Kirschen gingen auch noch, aber die sind wohl zu klein. Bei der Apfelsine bin ich mir unsicher, weil die eigentlich sehr groß und rund ist. Nur leider hat die Apfelsine Cellulite. Ich schätze das geht auch nicht. Damit wären Grapefruit und Pomelo auch raus. Pflaumen will sicherlich auch keiner haben. Melonen wären eigentlich der Knaller, aber die werden schon für die weibliche Brust zweckentfremdet.

Gut, Frau soll also wahlweise einen Apfel oder einen Pfirsich haben.  Das erreicht sie, indem sie das Apfel- und Peachtraining der Bootymodels auf Insta nach turnt und eine Leggins anzieht, die nochmal alles schön apfelig und peachy aussehen lässt. Das scheint super zu funktionieren. Mittlerweile laufen in den Gyms ganz viele junge Frauen herum, die uns zeigen, dass das social media Marketing super funktioniert. Man könnte fast glauben, Instagram wäre real.

Diese Leggins sind übrigens super. Es ist egal, wie der unverpackte Booty da drin in Wirklichkeit aussieht. Die Dinger machen selbst aus einer Cellulite Apfelsine und einer Birne einen Apfel oder Pfirsich. Das ging früher nur mit einer Stützstrumpfhose Marke Presswurst. Im Grunde, kann man sich den Sport dann auch gleich sparen. Hauptsache man hat so eine Leggings.

Das optische Täuschungsmanöver mit den Dingern funktioniert auch umso besser, wenn man die Leggins bis unter die Rippen hoch zieht. Dazu zieht man dann nur noch einen Sport BH an und belässt das Outfit bauchfrei. Dann sieht Frau so aus, wie Frau aussehen soll, wenn sie Fitness macht. Alle sekundären Geschlechtsmerkmale sind gut erkennbar und der sexuelle Marktwert steigt gleich um ein paar Prozente an.

Der einzige Nachteil bei diesem bauchfrei outfit ist, dass Frau immer den Bauch einziehen muss. Das ist umso schwerer, je später am Tag man trainiert, weil der Bauch dann nicht mehr flach genug ist. Aber dann isst man einfach nichts mehr. Das ist nicht ungewöhnlich bei Frauen die gern schön sein wollen.

Zurück zum Booty: Im Grunde ist das dann doch nicht so anders, wie bei unseren haarigen Verwandten. Schimpansen erkennen sich nämlich auch an ihrem Hinterteil. Wenn das Weibchen fruchtbar ist, schwillt der Po knallrot an und die Männchen wissen Bescheid, dass es losgehen kann. Die wissen nur nicht, dass das ein Booty ist und dass sie damit auch so eine Art Fitness wie wir Menschen machen. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen:

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0165357

So läuft das heutzutage auch in den Gyms und in den sozialen Medien unter Menschen ab. Wir sind eben auch nur Primaten. Vielleicht brauchen Affen auch mal Instagram. Ich schätze das würde auch so super bei denen funktionieren, wie bei uns.

Foto by Andre Mouton

Immerhin sieht man in so einer Hose aus, als hätte man sein Training wirklich ernst genommen. Und das ist auch der Fall. Denn heutzutage reißen sich alle Frauen, die im Booty Game dabei sein wollen, den Ar… auf, um das Ding endlich wachsen zu lassen. Man könnte sagen, Training für Frauen besteht heute aus: Po, Po, Po, Po, Schultern mit einer Prise Bizeps. Fertig.

Darunter finden sich ausgefeilte Techniken mit Spezialgummibändern und komplizierten Squatjump-Choreografien. Maschinen, die ursprünglich mal für etwas anderes gedacht waren, werden plötzlich als booty builder äußerst kreativ zweckentfremdet.

Von so einem Bootytraining haben auch die Männer etwas. Sie erfreuen sich nun des betörenden Anblickes vieler Apfel und Pfirsich booties in hautengen schweinchenfarbenen booty Leggins, die doppeldeutige Bewegungen mit dem Becken machen. Anatomisch bedingt, muss man nämlich wahlweise, immer irgendwas mit dem Becken machen oder die Beine spreizen. Mit der richtigen Hose sieht das natürlich sehr unterhaltsam aus.

Es ist wichtig dabei nicht zu schwer zu trainieren, weil sonst die Oberschenkel auch wachsen. Das will man möglichst vermeiden. Apfel und Pfirsich sind ok, aber bitte keine Haxen oder Baumstämme als Oberschenkel.
Das Gute an dieser Entwicklung ist, dass Frau jetzt eine Hose hat, in der sie immer super aussieht, egal ob sie trainiert oder nicht. Das Schlechte ist, dass man auf einen Marketingtrend hereingefallen ist.  Inzwischen hat jede so eine Hose an und der Schwindel fliegt so langsam auf.

Wer jetzt besonders mutig ist, trägt eine Leggins, die nix kaschiert. Die Birnen und Apfelsinen gnadenlos enttarnt, wenn man den Po nicht richtig trainiert.#yolo #nofilter

Emanzipation hin oder her, aber wir Frauen kommen von dem symbolischen Mieder der uns früher die Organe abgequetscht hat, scheinbar nicht los. Als Coco Chanel das Ding abgeschafft hat, damit wir wieder atmen können, haben wir uns den BH und die Stützstrumpfhose gesucht, um schön zu sein. Die sind immer noch da und Spanx ist heute ein Multi-Millionen-Dollar Unternehmen. Jetzt haben wir das Ganze auch beim Sport. Ob das gut oder schlecht ist, liegt wohl im Auge des Betrachters.

Aber gut, Trends wird es immer geben und zu fast jedem Trend entwickelt sich ein Gegentrend. Irgendwann hat jede Frau einen Peach oder Apfelpopo, dann wirds langweilig. Vielleicht haben Apfelsinen und Birnen dann wieder eine Chance.

Foto by Charles Deluvio