Gehirnchemie #4: Neurotransmitter, Hormone & die Plastizität des Gehirns

Ich hatte bereits gesagt, dass neben Training & Ernährung auch Psyche & Lebensstil Hormone und damit Neurotransmitter beeinflussen.

Dieser Teil wird leider immer völlig unterschätzt. Doch aufgrund der Plastizität des Hirns sind das sogar die Faktoren, die oft erst dazu führen, dass die Gehirnchemie durcheinander gerät und die Neigung zu Problemen mit dem Essverhalten zunimmt. Eine Diät ist dann quasi nur der Auslöser für einen Teufelskreis.

Wer die Lösung für sowas wie PCOS also ausschließlich in der Ernährung oder einer Wunderpille sucht, wird nicht viel erreichen.

WARUM?

Aufgrund der Plastizität des Hirns & der Tatsache, dass die Entwicklung des Hirns (damit auch Hormonhaushalt & Neurotransmitter) bereits vor der Geburt beginnt.

Wir wissen heute, dass bereits Föten, die eine unnormal hohe Ladung Cortisol abbekommen, nachhaltig davon geprägt werden. Genauso wie Traumata das Hirn ebenfalls prägen.

Daher lässt sich eine hohe Korrelation von irgendwelchen frühkindlichen Ereignissen, Traumata & emotionaler Kälte mit Persönlichkeitsstörungen, Stoffwechselerkrankungen & psychischen Problemen feststellen.

Verhaltensmuster, die sich beobachten lassen, sind eben auch nur Gehirnchemie. Wie bereits gesagt, spielt Dopamin die zentrale Rolle bei jeder Art von Suchtverhalten. Egal ob Binge-Eating oder Computerspielsucht. Die Neigung zum Suchtverhalten, hängt u.a. davon ab, was im Belohnungszentrum abgeht und das wiederum hängt davon ab, wie sich das Hirn entwickelt hat.

Wenn man jetzt mal 1 & 1 zusammenzählt und sich ansieht, in was für einer Welt wir leben, dem müsste so langsam mal ein Licht aufgehen.

  • Familien zerbrechen & Eltern sind gestresst > Kinder erfahren weniger Resilienz, Geborgenheit & Urvertrauen
  • Der Leistungsdruck steigt
  • Medialer Overkill mit einem unrealistischen, künstlichen Schönheitsideal
  • Mütter, die selbst auf Dauerdiät leben
  • Multitasking
  • Reizüberflutung, Abkehr von der Natur
  • Veränderte Qualität der Lebensmittel & Ernährungsgewohnheiten, die die Verfügbarkeit von Aminosäuren (👉Neurotransmitter) verändert.
  • veränderte Beziehungsmuster & toxische Beziehungen, deren Ursache wiederum familiär verwurzelt sind

All dies beeinflusst die Entwicklung des Hirns und legt die Grundlage für die Aktivität bestimmter Areale des Hirns und wie diese miteinander kommunizieren. Das hängt wiederum mit Nervenssystem, Hormonen & Neurotransmittern zusammen.

STRESS KANN ZU EINER ÜBERSTIMMULATION DER HPA-ACHSE (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) FÜHREN!

Kurzer Exkurs:
„Die Wechselwirkungen zwischen diesen Organen bilden die HPA-Achse (engl. HPA-Axis). Sie ist ein Hauptteil jenes Hormonsystems, das Reaktionen auf Stress kontrolliert und viele Prozesse im Körper reguliert; einschließlich Verdauung, Immunsystem, Stimmung und Gefühle, Sexualität, Energiespeicherung und -verwendung. Es handelt sich dabei um den gemeinsamen Mechanismus für Interaktionen zwischen Drüsen, Hormonen und Teilen des Mittelhirns, der das Allgemeine Anpassungssyndrom vermittelt.“

DAHER SEHEN WIR EINE HOHE KORRELATION VON METABOLISCHEN PROBLEMEN, WIE PCOS & STRESS.

DAS GEHIRN UNTERSCHEIDET NICHT ZWISCHEN IMAGINÄREM & REALEM STRESS. DIE STRESSANTWORT IST STETS GLEICH.

DAS GEHIRN KENNT AUCH KEINE ZEIT. UNVERARBEITETE PROBLEME AUS DER VERGANGENHEIT & ANGST VOR DER ZUKUNFT SIND STRESS IN DER GEGENWART.

Wer in der Praxis mit echten Menschen arbeitet & ein paar Empathieskills mitbringt, wird also eine hohe Korrelation von bestimmten Verhaltensmustern mit Essverhalten, Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. PCOS & Autoimmunerkrankungen vorfinden.

Daher ist hier ein Umdenken & interdisziplinäres Arbeiten erforderlich. Weder die Medizin noch die Fitnessblase hat das Problem erkannt, weil eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheit leider nicht mehr das primäre Motiv ist.

Doch jeder Preis hat irgendwann seinen Preis und dieser wird irgendwann gesamtgesellschaftlich getragen werden müssen, wenn die Ignoranz & Geldgier fortbestehen.
Der Trend ist schon lange zu beobachten und nimmt weiter zu.