Gibt es die Mathematik wirklich?

Entsprechend meiner Story Umfrage, ob euch auch so nerdige Themen, wie Physik interessieren, wissen wir nun, dass noch Grund zur Hoffnung besteht, dass die Menschheit, etwas bei dem man sich kognitiv etwas anstrengen muss, auch ein bisschen seksi finden kann. Daher bekommt ihr ab jetzt regelmäßig Einblick in eine Welt, die gar nicht weiß, dass es so etwas wie Fitness gibt.

Ich starte heute mit einer mehr philosophischen Frage, die allerdings grundlegend ist und sehr gut, die Denkweise in der Physik widerspiegelt, die ich als besonders wertvoll erachte. Physiker sind nämlich etwas anderes drauf als Fitnessmenschen: Sie kooperieren, sind an der Wahrheit interessiert, hinterfragen sich selbst und versuchen zu verstehen, was sie nicht verstehen.

Dazu muss man verstehen, wie die menschliche Wahrnehmung überhaupt funktioniert, um nachzuvollziehen, warum wir Dinge so sehen, wie wir sie sehen, warum wir Dinge nicht sehen können und wo wir uns potenziell selbst frohlügen könnten. Ihr werdet daran hoffentlich selbst verstehen, warum ich der Meinung bin, dass über den Tellerrand schauen und Transferwissen erlangen, eine verdammt wichtige Sache ist, wenn man Dinge wirklich verstehen will.

Mit der Physik versuchen wir die Grundgesetze der Natur zu verstehen und zu beschreiben. Dazu verwenden wir die Mathematik. Doch bereits hier müssen wir aufpassen, denn wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es die Mathematik ohne den Menschen überhaupt gäbe. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass die Welt, wie wir sie sehen und verstehen, erst durch unsere Wahrnehmung und die Methoden, die wir einsetzen, diese zu beschreiben, existiert. Steigt man in die Abgründe der Quantenmechanik, sieht man, dass die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch ist. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Foto by Pawel Czerwinski
Foto by Pawel Czerwinski

Existiert die Mathematik also auch ohne den Menschen?

Wir haben keine richtige Definition davon, was Mathematik eigentlich ist. Die Chemie beschäftigt sich mit Stoffen, die Physik mit Naturgesetzen und die Mathematik mit imaginären Dingen wie Zahlen, Formeln, Funktionen?

Hier haben wir das Problem: Zahlen, Formeln, Funktionen sind vom Menschen physisch nicht wahrnehmbare abstrakte Objekte, die eher wie eine Sprache dazu dienen, Dinge zu beschreiben.

Beispiel: Konstanten. Ist 𝝅 eine Zahl der Natur oder steckt die Natur hinter 𝝅, der wir 𝝅 lediglich zufällig zugeordnet haben?




Foto by Paweł Czerwiński
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Platon war der Meinung, dass Mathematik universell ist. Sie existiert, ist jedoch körperlos. Der Mensch muss die Mathematik also erst einmal nur kognitiv entdecken und ergründen.

Bevor der Mensch überhaupt Zahlen hatte, hatte er lediglich Hilfsmittel. Zum Beispiel hat jeder Höhlenmensch für ein Stück Fleisch, dass er vom Mammut abbekommen hat, einen Stein bekommen. So konnte man vergleichen, wer wie viel Fleisch bekommen hat, damit der Höhlenfrieden gewahrt wurde und die Binge Eater, eins mit der Keule übergebraten bekommen haben, wenn sie zu viel gegessen haben. Fitnesslaifstail war da also nicht und Menschen übers Ohr hauen auch nicht. Vielleicht bräuchte die Fitnessblase mal wieder etwas mehr Höhlenlaifstail…

Aus diesen Steinen wurden dann irgendwann mal Zahlen. Mathematik ist also lediglich so etwas wie eine Sprache, um Dinge zu beschreiben, die für uns “natürlich” sind. Diese Sprache wurde dann später ein notwendiges Instrument der Physik.

Im Umkehrschluss kann man sagen, dass Dinge aus der Natur weder Mathematik enthalten noch diese irgendwie ausüben. Alles im Universum, würde auch ohne Mathematik funktionieren.

Wir benutzen Mathematik also als eine Sprache, um uns ein Bild der Welt zu machen, so dass wir diese besser verstehen, kommunizieren und mit dieser arbeiten können.

Das heißt aber auch, dass es genauso gut andere “Sprachen” geben kann und die Mathematik, so wie sie ist, ein willkührliches Zufallsprodukt ist, das ebenfalls durch die Evolution beeinflusst wurde.

Wir können dies erahnen, wenn man betrachtet, wie zum Beispiel Savants, die unglaubliche Rechenleistungen im Kopf vollbringen können, mit völlig anderen imaginären Konstrukten “rechnen”. Sie sehen die Welt oft nicht in Zahlen, sondern in Farben, Formen oder sogar Landschaften, denen Zahlen zugeordnet sind. Die Zahlen dienen dann als eine Art Sprache, mit der sie das, was sie in ihrem Superhirn erdacht haben, der Welt übersetzen.

Ein weiterer Hinweis dafür, dass Mathematik ein rein menschliches Konstrukt ist, sehen wir daran, dass wir im Dezimalsystem denken und rechnen, welches lediglich dadurch entstanden ist, dass wir 10 Finger haben und in 3 Dimensionen denken. Wären wir Wesen ohne 10 Finger und könnten in mehreren Dimensionen denken, hätten wir uns etwas anderes ausgedacht.
Vielleicht würden wir mit irgendwelchen mehrdimensionalen Objekten rechnen, so wie es die Stringtheorie bereits tut.

Foto by Paweł Czerwiński
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Selbst eine andere Reizwahrnehmung würde eine komplett andere Welt in unseren Köpfen erschaffen und eine andere Form der Sprache, mit der wir diese beschreiben.

Hätten wir keine Augen und damit keine visuelle Reizwahrnehmung, hätten wir vielleicht eine rein akustische, mathematische Sprache entwickelt, die über das ganze Spektrum des Schalls verfügt. In unserem Kopf würden wir dann mit Wellenlängen, Frequenzen und Interferenzen verzweifeln und wenn wir dann noch die Quantenmechanik mit ihrem Welle-Teilchen-Dualismus dazu denken, wäre es vermutlich ganz aus. Ist also ganz gut, dass wir Augen und 10 Finger haben…

Foto by Paweł Czerwiński
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Es sieht also so aus, als wäre Mathematik nicht wirklich natürlich, sondern ein von Menschen erdachtes Konstrukt, so wie Fitness auch.

Wir müssen also stets im Hinterkopf behalten, dass wir biased sind und die Welt wie wir sie sehen, interpretieren und beschreiben, unserer eigenen Bias entspringt und stets die Wahrscheinlichkeit existiert, dass wir uns täuschen, Fehler machen, uns frohlügen und die Realität lediglich eine Illusion und Ergebnis unserer Sinneswahrnehmung ist.

Allein die Tatsache, dass du diesen Text lesen konntest, Informationen aufgenommen hast und die Bilder sehen kannst, ist etwas, dass nur in deinem Kopf existiert. Für andere Lebewesen, existiert das, was du gerade gelesen hast, nicht.


Foto by  Paweł Czerwiński
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