Gurkiporn #4: Die Relevanz der Fuckability von Psychofrauen

So Lustmolchies, auf gehts!

Gestern habe ich doch glatt die Weibchengeheimnisse rund um die Ugga Ugga Selektion ausgeplaudert. Aber eigentlich sind die gar nicht geheim, weil logisch und im Grunde sogar verdammt intelligent statt psycho, wie Ugga Uggas immer meinen, wenn sie nicht verstehen, warum sie bei der natürlichen Selektion selektiert wurden. Das Frauen psycho sind ist natürlich immer eine schlüssige Erklärung, weil ein vorbildlicher Ugga Ugga ja immer davon ausgeht, unwiderstehlich zu sein.

Das ist diese klassische Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung, die weder wir Weibchen noch die Ugga Uggas irgendwie treffsicher auf die Reihe bekommen.

D.h. Ugga Uggas finden sich meist selbst geil und Weibchen finden sich meist selbst gar nicht geil. Und wenn man sich selbst nicht geil findet, dann ist man empfänglich für alles, was einem verspricht geil zu werden.

Deswegen haben wir in der Fitnesswelt auch dieses infantile Fitnessbarbiefrauenbild. Denn mal ehrlich: Hier wird eine lebende Barbiepuppe zum Ideal stilisiert, deren einzige Motivation darin besteht, der Welt zu gefallen. 

Mit solch wichtigen Problemen haben wir Frauen uns eigentlich als kleine Mädchen beschäftigt, als wir es noch toll fanden unsere Barbies an und auszuziehen und Mama und Papa solange genervt haben, bis sie uns den neusten Barbieshit gekauft haben, der so verlockend schön pink war. Nun leben wir in einer Zeit, in der es als erstrebenswert gilt, dies als erwachsene Frau zu tun und in der Ugga Uggas mit Frauen, die mehr als das können und sein wollen, überfordert sind.

Nun könnte man ja sagen, dass die Fitnessbarbies eigentlich weitaus

mehr als das können, denn schließlich machen sie das um Geld zu verdienen, was als Beleg dafür herhalten kann, dass sie eigentlich clevere Businessbarbies sind.

Wenn man Anhänger der positive Thinking Überlebensstrategie ist, weil man mit dem negative Thinking nicht klar kommt, kann man das natürlich so sehen und einfach die Bewertung ignorieren, WIE jemand zu Geld kommt und nur die Tatsache DAS jemand zu Geld kommt, wertend betrachten. Dann ist Fitnessbarbie natürlich super. Kritik ausblenden hilft immer, wenn man sich aus der Verantwortung ziehen und nichts ändern will.

Wichtig ist, dass man dann das positive Thinking auch auf die Lebensrealität anwendet und ignoriert was die Rolle, die Businessbarbie spielt, für Auswirkungen auf die Weibchen außerhalb der digitalen Welt hat, die unter Druck stehen, wie Fitnessbarbie auszusehen.

Aber das passiert ja schon. Wenn ich in der „evidenzbasierten“ Szene Ugga Uggas sage, dass das scheiße ist, was hier die letzten Jahre passiert ist und Frauen in Essstörungen getrieben werden, dann glaubt man mir das nicht, bzw. dann bilde ich mir das alles nur ein. Natürlich muss das so sein, denn ich bin ja eine Frau und damit per se psycho, erst recht, weil ich eine Krawallbürste bin und damit auch per se falsch liegen muss. Also fördert die „evidenzbasierte“ Szene das infantile Frauenbild weiter, weil es in das patriarchalische Weltbild der Fitness Ugga Uggas passt.

Warum das in Deutschland so sein muss, weiß ich nicht. Ich habe neulich einen Podcast mit Greg Nuckols gehört, der dieses Frauenbild-Thema mit Nathalie Hanson (IPF World Champion) besprochen hat. Beim Hören habe ich innerlich Luftsprünge vor Freude gemacht, weil endlich mal ein Ugga Ugga kapiert hat, dass es hier ein Problem gibt.  Im englischsprachigen Raum ist man bei dem Thema jedenfalls schon weiter als hier.

Also muss ich weiter die psycho Krawallbürste und der frigide Ugga Ugga Schreck spielen, bis die „evidenzbasierte“ Fitnessblase mal ihr Hirn anschaltet. Immerhin ist sie schon so weit, dass sie akzeptiert das Frauen sowas wie einen Zyklus haben und ein wenig anders ticken als Ugga Uggas.

Das hat man mir vor 5 Jahren auch nicht glauben wollen, als mein Krawallbürstenjob begann. Komischerweise wollten aber immer alle, dass ich für sie arbeite und ihnen mein Wissen zur Verfügung stelle. Selbstverständlich ohne das öffentlich zu machen, weil so eine Krawallbürste wie ich zu streitbar ist.

Vielleicht brauchen wir nochmal 5 Jahre bis wir den nächsten Schritt schaffen und man als Frau mehr als ein Ugga Ugga Bespaßungsobjekt sein darf.

Wenn Frauen mehr als ein Ugga Ugga Bespaßungsobjekt sind, warum rede ich dann eigentlich über weibliche Sexualität? Provoziere ich damit nicht erst das sexistische Denkmuster?

Nö.

Abgesehen von der Tatsache, dass weibliche Sexualität über den Kopf geht (woran man btw. sieht, dass wir Frauen nicht einfach psycho sind, sondern gerade in der Hinsicht ziemlich rational) ist gerade die weibliche Sexualität auch für uns Fitnessmenschen immer ein Gradmesser für die psychische und physische Gesundheit einer Frau. Natürlich gilt das auch für Ugga Uggas, dennoch ist dieses System bei Weibchen wesentlich sensibler aufgrund der Tatsache, dass der weibliche Körper die Fähigkeit Leben zu erschaffen in sich trägt. Wenn da was nicht stimmt, macht der das nicht, weil er der Meinung ist, dass der Körper gerade nicht in der Lage ist, dies zu tun.

Ein bessere und eindeutigere Alarmanlage könnten wir Fitnessmenschen uns eigentlich nicht wünschen, um einschätzen zu können, ob unsere Trainings- und Ernährungsinterventionen wirklich „gesund“ sind.

Das ist also nicht einfach nur feministisches Gelaber, sondern eine nüchterne Betrachtung von Tatsachen, die wichtig sind, wenn man Menschen nicht kaputt machen will. Abgesehen davon, denke ich, dass auch Ugga Uggas davon profitieren, zu kapieren, wie der Hase bei den Weibchen läuft, damit sie nicht ständig durch die Shittests der Weibchen fallen.

Und da Fitness kein Leistungssport ist, bei dem die Leistung über der Gesundheit steht, tragen wir Fitnessmenschen auch die Verantwortung, uns dessen bewusst zu sein, was wir da eigentlich tun. Wenn wir nun in einer Fitnessblase leben, die Frauen ständig das Gefühl gibt zu blöd, zu undiszipliniert, nicht begehrenswert und gut genug zu sein, braucht man sich nicht zu wundern, warum wir immer öfter mit hormonellen Problemen konfrontiert werden.

Nun könnte man sagen, dass dies meiner verzerrten Wahrnehmung geschuldet ist und allein die Tatsache, dass ich darüber rede, dazu führt, dass ich Frauen anziehe, die mit mir darüber reden.

Das glaube ich aber nicht, da meine Reichweite und damit Stichprobe, dafür viel zu klein ist. Auf @anna.zhena habe ich rund 2.5k Follower. Diese Follower haben ich noch aus der Zeit vor meiner über 1 jährigen Instapause erlangt (in der Pause nochmals -1k Follower), als ich noch gar nicht über hormonelle Probleme gesprochen habe.

Der Instaalgoritmus bewirkt, dass meine Posts durchschnittlich lediglich rund 500 von ihnen erreichen. Von diesen 500 Followern beziehe ich meine Coachinganfragen und die gesamte Interaktion, die trotz meiner geringen Reichweite ein täglich mehrstündiger Arbeitsaufwand ist.

Dass ich in den letzten Jahren fast den Job einer Ärztin machen muss, lag nicht daran, dass ich das so wollte, sondern dass ich das lernen musste, weil mein Anspruch ist, Frauen auf gesunde Art & Weise fit zu machen, statt wie ein Elefant im Porzellanladen sie auf Biegen & Brechen in Topform zu bringen, obwohl sie nicht gesund sind.

Bis vor 5-6 Jahren habe ich selbst nie etwas von PCOS , Hypothalamische Amenorrhö, die Auswirkungen der Pille im Detail gewusst. Noch habe ich gewusst, dass es sowas wie Fitnessbarbies gibt und dass es Menschen gibt, die das gut finden. Öffentlich kommuniziere ich das Hormonthema erst seit diesem Jahr.

Ich musste all das erst lernen, weil ich unfreiwillig damit konfrontiert wurde. Ich habe das Thema nicht gesucht, sondern es kam zu mir. Und ich wurde damit konfrontiert, weil ich jemand bin, der Frauen nicht das Gefühl gibt, psycho zu sein, sondern ihnen zuhöre und eben selbst eine Frau bin.

Wenn wir nun in einer patriarchalischen Ugga Ugga Fitnessbarbiewelt leben, ist es nur logisch, dass solche Probleme nicht wahrgenommen werden, weil sie nicht wahrgenommen werden wollen.

Wenn wir aber die Augen aufmachen und sehen, dass viele Frauen unfruchtbar werden und die Tatsache anerkennen, dass Sexualität bei Frauen auch stark kopfgesteuert ist, sollte jeder der kausal denken kann, zum Schluss kommen, dass wir in einer Welt leben, die Frauen ein so mieses Gefühl gibt, dass sie sich kopfmäßig unfruchtbar stressen.

Das Bewusstsein für den eigenen sexuellen Marktwert beginnt für Mädchen bereits früh. In der Pubertät haben Mädchen noch nicht Zugang zu so viel Erfahrung und differenziertem Wissen, um selbst reflektieren zu können, was ihr Gehirn da aufsaugt. Noch haben sie das Selbstbewusstsein und gefestigte Persönlichkeit, um sich den medialen Einflüssen und Erwartungen zu entziehen.

Die Diätkarriere vieler Frauen beginnt also früh und hält im Grunde solang an, bis sie kaputt genug sind, dass der Leidensdruck groß genug ist, dass sie sich überhaupt trauen, von den Erwartungen, die an ihren Körper gestellt werden, los zulassen. Für sie besteht dann die Kunst darin, nicht nur die Folgen des Fitnessbarbielaifstails wieder auszubügeln, sondern auch mit dem Gefühl zu leben, nie genug zu sein, weil sie in einer Welt leben, die sie auf ihre Fuckability reduziert. Das muss man erstmal aushalten, denn es bedeutet sich permanenten Bewertungen auszusetzen. Je mehr sich eine Frau dagegen wehrt, desto mehr Kritik wird sie bekommen und genau dies passiert auch in der deutschen Fitnessblase auf allen Seiten und keiner will es ändern.

Bis morgen Lustmolchies!

Foto by Zoran Zonde Stojanovski