Ich besitze nicht viel, doch habe so viel mehr.

Ich habe nicht immer Strom.

Doch ich habe einen wunderschönen Sternenhimmel, sehe Planeten, das Milchstraßenband, Sternschnuppen und Satelliten. Ich schlafe mit einer tiefen, entspannenden Müdigkeit beim Zirpen der Zikaden ein und wache in friedlicher Ruhe und doch erwartungsvoll mit dem Gezwitscher der Vögel und dem Gurren der Türkentauben bei blutrotem Sonnenaufgang über dem Horizont der Berge auf.



Ich habe nicht immer Wasser. 

Doch ich lerne, wie wenig ich brauche, wenn ich umdenke. Ich habe auch einen Brunnen in einem Garten in den Bergen, in dem ich mich unter freiem Himmel, an der warmen Luft mit Blick auf die Rhodopen, neben Weinreben und einem Pflaumenbaum, mit von der Sommersonne gewärmten Wasser waschen kann. Ich fühle mich frei und unbeschwert. Alles scheint so einfach und klar.



Ich habe keine vollen Supermärkte in nächster Nähe.

Keine Möglichkeit rund um die Uhr bunt verpackte Produkte, Käse- und Fleischsorten, Obst und Gemüse aus aller Welt kaufen zu können. Ich habe auch keine meterlangen Regale voll gepackt mit Süßigkeiten, TK Pizza und Snacks, in deren Marketing mehr Geld als in ihrem Inhalt steckt.

Doch ich habe Essen, in dem Leben steckt und das mir wirklich schmeckt.

Viel mehr noch:
Essen, das Kindheitserinnerungen an meine Oma und schöne Zeiten mit geliebten Menschen weckt.



Ich habe keine S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen und kein Auto.

Doch ich habe einen Bus, der 5-mal am Tag stets zuverlässig fährt, mit einem Busfahrer, der unterwegs für alte Opis mit ihren viel zu schweren Eimern voller Pfirsiche, hält. 



Ich besitze nicht viel, doch habe alles, was ich zum Leben brauche.

Ich habe so viel mehr, so dass ich weiß, was ich wirklich für ein gutes Leben brauche.

Ich bekomme so viel mehr, das man nicht besitzen kann und was mir niemand jemals nehmen kann.

Foto by Wes Hicks