Kleiner Paprika-Guide für moderne Fitnessmenschen

Nachdem selbst das Paprika-Rösten eine Welle der Begeisterung und der Gelüste ausgelöst hat, bin ich umso mehr überzeugt, dass wir ein Problem in der modernen fitten Fitnesswelt haben. Oder vielleicht auch, dass die moderne, fitte Fitnesswelt so modern ist, dass sie schon nicht mehr weiß, was das nicht Moderne geht.

Wobei man ihr da auch keinen Vorwurf machen kann, denn die moderne Welt lebt in einer modernen Konsumblase, die wiederum davon lebt, moderne Produkte zu produzieren, die moderne Menschen dann zu brauchen glauben. Denn nur wenn moderne Menschen davon überzeugt sind, das Moderne, im Gegensatz zu dem Nicht-Modernen zu brauchen, geben sie Geld aus und nur so kann eine Konsumwirtschaft wachsen.

Da die Welt, die ich euch zeige, jedoch noch aus einer Zeit stammt, die eine Nicht-Konsumwirtschaft war, seht ihr wie eine Welt aussieht, in der es nicht um Geld und Dinge-brauchen, ging.

Ich will damit keine besser-oder-schlechter-Diskussion anregen, denn alles hat seine Vor- und Nachteile, doch ich denke, es zeigen sich in der modernen, fitten Konsumwelt so langsam die ganzen Nebenwirkungen des Überflusses und der “Wir-brauchen-ganz-viel-von-allem” Mentalität.

Egal, dazu an anderer Stelle mehr.

Jedenfalls hat das alles dazu geführt, dass moderne Menschen schon nicht mehr wissen, wie “richtiges” Gemüse eigentlich aussieht, schmeckt, was es mit dem Körper und dem Kopf macht und was man damit überhaupt anstellt.

Fangen wir hier heute mal ganz einfach mit einem Paprika-Guide an.

Vorab sei gesagt, dass Paprika botanisch gesehen eigentlich Obst sind. Aber weil alle Gemüse dazu sagen, bleiben wir dabei.

Dann noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn ihr hier lernt, wie man gute Paprika erkennt und zubereitet, habt ihr in der modernen Welt keine Chance, die maximale Seksiness des Geschmacks zu erfahren, noch eure Paprika-Skills unter Beweis zu stellen, weil es einfach keine richtig guten Paprikas gibt und die modernen Öfen geschmacklich eben nicht mit dem  Aroma von echtem Feuer und Steinplatten mithalten können.

Aber man soll ja immer positiv denken.

Generell wird das Gemüse, das man bei uns bekommt mit Wasser vollgepumpt, damit es schön groß und prall aussieht. Moderne Menschen, die viel brauchen, sind nämlich darauf konditioniert, alles, was groß, mehr und viel ist, besser zu finden als alles, was klein, weniger und wenig ist.

Eine kulinarische Grundregel für das Überleben des Obst- und Gemüseliebhabers in der modernen Welt ist: Für alle Sorten, die viel Wasser brauchen gilt: Weniger ist mehr. Kleine Exemplare sind geschmacklich oft besser, da sie weniger Wasser enthalten.




Paprika kaufen



Unsere dicken, fetten Supermarkt-Paprika, sind für die ganzen Balkan-Mittelmeerregion-Gerichte nicht zu gebrauchen, weil das Fruchtfleisch viel Wasser enthält und zerfällt.

Spitzpaprika sind also noch die beste Wahl. Doch selbst die bei uns verfügbaren Spitzpaprika  eignen sich schlecht, für alle Paprika Gerichte, bei denen die Paprika gehäutet werden muss. Aber, die sind noch das Beste, was uns zur Verfügung steht. Wer kann, sollte diese in einem türkischen Supermarkt kaufen.

Gute Paprika glänzen und sind an der Spitze und nah am Strunk noch richtig fest. Beim Schneiden, sollten sie so wenig Feuchte wie möglich abgeben. Doch das lässt sich dummerweise erst nach dem Kauf feststellen.



Paprika rösten



Vorab sei gesagt, dass ich keinen Zeit-, Temperatur- oder Mengenangaben machen kann, da das so eine Feelssache ist, die eben auch von den Paprika und der Zubereitungsart abhängig ist.

Wie ihr gesehen habt, werden die Paprika hier in einem Tschuschkopek geröstet. Dieser enthält einen engen Keramikzylinder, der elektrisch geheizt wird und so die Paprika von allen Seiten gleichzeitig röstet.

Für die Massenproduktion haben wir früher im Garten ein Feuer gemacht, dann ein großes Blech, das auf Ziegel gelegt war, glühend heiß werden lassen und dann mehrere Paprika darauf geröstet. Wobei die Paprika dann immer gewendet werden muss, damit auch jede Seite, mit dem heißen Blech kommt.



In modernen Küchen mit fancy-high-tech-Herden, wird das schwierig, denn entscheidend ist, die Haut der Paprika, richtig schwarz zu rösten und so, dass sie Blasen wirft. Dafür sind fancy-high-tech-Herde nicht gemacht.

Das einzige, was man machen kann, ist, die Paprika, auf ein schwarzes (!) Blech, ohne Fett und Folien (die reduzieren oder reflektieren die Wärme, die die Paprika aber brauchen) zu legen (Ofen bei maximaler Hitze vorheizen) und die Paprika dann so lang rösten lassen, bis die Haut schwarz wird und Blasen wirft.

Wer stolzer Besitzer eines Gasherdes ist und Geduld und zu viel Zeit hat, kann, die Paprika auch einzelnen, in die Flamen halten.

Die Paprika müssen nur immer wieder gewendet werden, sodass jede Seite der Paprika einmal direkt auf dem Blech lag bzw. mit der Flamme in Kontakt war, weil die Hitze sonst nicht reicht. Das Aroma ist leider auch nicht das Gleiche, aber anders geht es in modernen Küchen eben nicht.



Zubereitung



Die Paprika sind fertig, wenn die Haut schwarz ist und Blasen geworfen hat.

Dann die Paprika schnell in einem Topf sammeln und sofort mit einem Deckel verschließen (wichtig!). 

Man kann sie auch auf dem noch heißen Blech liegen lassen und mit einem feuchten Küchentuch abdecken oder erst direkt aus dem Ofen mit etwas Wasser bespritzen und dann sofort mit einem trockenen Küchentuch bedecken. Läuft auf das Gleiche hinaus.


Die Option mit dem Topf ist aber am Besten.

Das hat den Zweck, dass die Paprika nochmal richtig schwitzen, sich später noch leichter pellen lassen und das Röstaroma konserviert wird. Letzteres klappt im Topf eben besser.

Wenn die Paprika dann abgekühlt sind, geht es an die Drecksarbeit: Das Häuten.

Dann sind die Paprika fertig und können nach Belieben weiter verarbeitet werden.

Ein Teil wurde früher immer für den Wintervorrat in Gläsern vakuumiert.


Eingelegte Paprika



Für den einfachen Paprikasalat geht es so weiter:

Die gehäuteten Paprika NICHT (!) klein schneiden, sondern ganz lassen.
Dann die Paprika einfach mit grob gehacktem Knoblauch und glatter Petersilie, 87 Liter Öl und wer will Essig, einlegen, verschließen und mindestens ein paar Stunden durchziehen lassen. Zur Gemütserleichterung der Fitnessmenschen sei gesagt, dass man das Öl auch weglassen kann. Dill passt auch gut dazu. Salzen und Pfeffern bitte erst direkt vor dem Essen.

Das ist übrigens ein wesentlicher Unterschied zur deutschen Küche: Gemüse wird niemals klein geschnitten oder gehackt und erst unmittelbar vor dem Essen gesalzen. Damit verhindert man, dass das Gemüse Wasser zieht und matschig wird.

Fertig.

Das kann man dann zu allem essen oder für weitere Salate verwenden. Am besten schmeckt dazu Schafskäse.

Panierte gefüllte Paprika mit Schafskäse & Ei



Noch ein besonders fettarmes Rezept für das man diese Paprika braucht, ist gefüllte Paprika mit Ei und Schafskäse.

Dazu zermatscht man Eier mit Schafskäse. Stopft die Paprika damit aus. Paniert diese auf einfache Art und Weise (einfach in Ei, dann in Mehl oder Semmelbrösel wenden) und backt diese in weiteren 87 Liter Öl aus.

Fertig.

Wer das ganze Prozedere mit der Röstung keine Lust hat, kann das auch mit den sehr schmalen, dünnen, grünen Paprika aus den türkischen Supermärkten machen.



Deren Fruchtfleisch und Haut ist so dünn, dass hier nichts geschält werden muss. Zudem schmecken diese besonders intensiv.

Gefüllte Paprika mit Reis

Man braucht:

Paprika (hier Frische, nicht geröstet und geschält)
schön polierten Rundkornreis
Zwiebeln
Knoblauch
geschälte Tomaten
glatte Petersilie
21839129 l Öl
Salz, Pfeffer, evtl. auch roter Paprikapulver


Reis:


Die Zwiebeln und Knoblauch hacken und in dem heißen Öl goldbraun (besser mehr gelb als braun) anbraten.
Den Reis dazugeben und kurz andünsten, dann die geschälten Tomaten, Salz, Pfeffer und die gehackte Petersilie dazu.
Je nachdem, wie viel Flüssigkeit durch die geschälten Tomaten vorhanden ist, muss eventuell noch Wasser hinzugefügt werden.
Das Ganze, dann so lang kochen, bis der Reis fast (!) durch ist und die Flüssigkeit fast (!) aufgesogen ist.


Paprika:

Die Paprika oben am Strunk deckelförmig aufschneiden und den Deckel aufheben. Kerne und das Weiße entfernen.

Dann die Paprika mit dem Reis füllen, mit dem Deckel oder optional mit Tomatenscheiben (ebenfalls Deckel schneiden) verschließen und eng in eine Backform aneinander schichten.

Etwas Wasser in die Form geben (nur wenig) und im Ofen backen, bis der Reis durch ist und die Flüssigkeiten aufgesogen sind.



Mengenangaben der Zutaten: keine Ahnung.
Kalorien: keine Ahnung.
Makros: keine Ahnung.
Zubereitungsdauer: keine Ahnung.
Schwierigkeitsgrad: Oma-Level.