Umfrage: Was würdest du tun, wenn du egoistisch wärst

Abschließend die letzte Auswertung der letzten Frage & einem weiteren interessanten Aspekt hinsichtlich Scham, welcher offensichtlich zeigt, wie gesellschaftlich konditioniert unsere Gehirne sind.

Scham ist geschlechtsspezifisch

Die Forschung zeigt, dass Frauen & Männer Scham gleich wahr nehmen. Jedoch auch, dass die Faktoren, die bei Schamgefühle auslösen, geschlechtsspezifisch sind.

Diese Faktoren sind primär davon abhängig, welche Normen Mann & Frau kulturell bedingt „zu erfüllen haben“.
Brown zur Folge, fängt hier das Problem an.

Wie sind die Hirne von Frauen und Männern konditioniert?

Frauen

„Erfülle gegensätzliche Erwartungen, sei lieb, nett, gehorsam und attraktiv und lass dir nicht anmerken, wie schwer es dir fällt, all gleichzeitig das zu erfüllen.“

Männer

„Keine Schwäche zeigen.“

GEMEINSAMKEIT:

„Schwäche unterdrücken“ i.S.v. keine Verletzlichkeit zeigen

UNTERSCHIED:

Der geschlechtsspezifische Unterschied besteht hier vor allem darin, dass Männer die „Bestrafung“ von „Schwäche“ härter erfahren als Frauen.

Frauen jedoch vor der Herausforderung stehen, gegensätzliche Erwartungen zu erfüllen, was zu inneren Konflikten führt, die unterdrückt werden müssen, jedoch wird „Schwäche zeigen“ hier eher toleriert.

Brown bezeichnet diese Prägung als „Epidemie unserer Kultur“ und das kann ich nur unterstreichen!

Meine Arbeit hat sich insbesondere in den letzten beiden Jahren völlig verändert. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich ohne eine Veränderung der tief verwurzelten Glaubenssätze, keine beständige Verbesserung auf allen Ebenen für meine Klientinnen erreiche.

Ich habe verstanden, dass es nichts bringt, wenn ich Frauen im Alltag mit noch so „wissenschaftlich fundierten Diäten“ schlank coache, wenn diese auf einem wackligen Fundament stehen. Im Gegenteil. Die Beobachtung zeigt wir, dass die Art der Diät völlig egal ist, wenn der Umgang im Kopf damit nicht stimmt. Egal ob Fitnessbarbie oder Science, das Ergebnis ist unter diesen Voraussetzungen, langfristig das Gleiche!

Wenn im inneren ein kleines unsicheres Mädchen weint, dass das alles nur macht, weil es glaubt, nur dann angenommen zu werden und jedesmal in Depressionen und Fressattacken verfällt, wenn, irgendwas in ihrem Leben gerade nicht nach Plan läuft, ist die Jagd nach einer bestimmten Körperform nur ein Symptom eines tieferliegenden, konditionierten Problems.

Zwar coache ich keine Männer, aber ich bekomme auch so einige Geschichten von Männern und weiß, dass die inneren Kämpfe sich kaum von Frauen unterscheiden, nur dass sie oft mit niemanden darüber reden können. Oft spüren sie, dass „irgendwas“ nicht stimmt. Doch haben sie durch ihre Konditionierung nur schwer Zugang zu ihren Gefühlen. Selbst wenn sie das allmählich lernen, wissen sie nicht, wie sie damit umgehen sollen und versuchen das Chaos dann einfach irgendwie aushalten.

Man vermutet, dass dies auch der Grund ist, warum die Suizidrate bei Männern höher ist. Wer sich das mal ansehen will, findet hier eine interaktive Grafik:

http://gamapserver.who.int/gho/interactive_charts/mental_health/suicide_rates/atlas.html

Interessante Studien zu den geschlechtsspezifischen kulturell geprägten Normen:

Development of the Conformity to Feminine Norms Inventory

Development of the Conformity to Masculine Norms Inventory