Warum du frustriert über etwas bist, das du haben willst, obwohl es dir eigentlich nicht gut tut oder auch, warum Bjutipriming unglücklich macht…

Folgend eine Zusammenfassung zu den letzten Umfragen. Anlass waren einige frustrierte Nachrichten in Reaktion auf mein Bauchselfie, die mir gezeigt hatten, dass offenbar ein geringes Bewusstsein dafür herrscht, was wirklich dahintet steckt.

Nachdem ich aufgelistet hatte, was ich trotz hohem Workload tue, um in Form zu bleiben, hatte ich gefragt, wie viele bereit wären, den gleichen Preis für diesen Körper zu zahlen.

Ergebnis war, dass lediglich 12% bereit wären, meinen Alltag in Kauf zu nehmen, um in Form zu sein.

Umfrage 1



Daraufhin folgten zwei weitere Umfragen:

Umfrage 2:
Woran bist du bisher gescheitert, sodass du deine optischen Ziele (bisher) nicht erreicht hast?

Umfrage 3:
Warum änderst du diese Ursachen nicht?

Die Tendenz der Gründe, warum man nicht den Fitnessbarbie oder -ken Körper bekommt, war offensichtlich:

Zu faul, zu anstrengend, zu viel negative Begleiterscheinungen, Essstörungen, andere Werte…

Und das ist alles völlig in Ordnung!

Doch, ist es nicht seltsam, wie schwer es den meisten dann doch fällt, sich damit abzufinden, NICHT dem Ideal zu entsprechen, sich NICHT zu vergleichen, sich NICHT schlecht zu fühlen?

Bei vielen, dürfte der Knoten im Kopf zumindest in der Hinsicht bereits geplatzt sein, dass etwas mit dem ganzen Hype um Sixpack und 24/7 shredded sein, sowieso nicht stimmen kann.

Vielmehr spüren sie nach unzähligen vergeblichen Abnehmversuchen, dass es notwendig ist, sich von der Sehnsucht nach dem perfekten Körper zu distanzieren, um nicht in einer chronischen Unzufriedenheit versinken.

Aber mal ehrlich: Das ist verdammt schwer.

Es ist schwer zu akzeptieren, dass man nicht auch das hat, was andere haben, dass man nicht dem “Schönheitsideal” entspricht, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als an der eigenen Zufriedenheit zu arbeiten, um auszuhalten, dass man eh keine andere Wahl hat, weil man den Körper, den man gern hätte, nie haben wird.

Objektiv gesehen, hat man schon eine Wahl.


Doch jede Entscheidung FÜR etwas, ist auch immer eine Entscheidung GEGEN etwas.



Und dies ist der eigentliche Knackpunkt, an dem Menschen unbewusst verzweifeln. Sie wissen sehr oft, was sie tun müssten, um ihre Ziele zu erreichen, aber sie haben Gründe dafür nicht das zu tun, was sie tun müssten, um ans Ziel zu gelangen. Und diese sind oft (nicht immer) emotionaler Natur.

Wie viele Steine einem Menschen auf seinem Weg zum Ziel im Weg liegen, ist völlig individuell. Die einen haben es schwerer als die anderen. Dennoch kann jeder entscheiden, ob er/sie einen Schritt nach dem anderen geht oder einfach stehen bleibt.

Somit entscheidet eher das Tempo darüber, WANN jemand an sein Ziel ankommt. Nicht OB jemand an sein Ziel kommt. Solang ein Schritt nach dem anderen gesetzt wird, geht es voran. Wenn man denn wirklich will.

Doch zu akzeptieren, dass die Steine ungleich verteilt sind, wenn man in der Position desjenigen ist, der mehr Steine bekommen hat, fällt schwer. Die einen spazieren ihren Weg zum Ziel durch, die anderen stolpern vor sich hin.

Man wird besser darin, diese Tatsache zu akzeptieren, aber dennoch kommen immer wieder diese Momente des Rückschlags, wo das kleine bockige innere Kind schreit

“Ich will aber auch!”

Wenn man die Antworten auf die Umfragen genauer reflektiert, erkennt man in ihnen auffällig oft implizite Botschaften wie

„Ich bin nicht diszipliniert genug.“ 
„Ich bin zu faul.“
„Ich kann es nicht.“
„Ich schaffe es nicht.“


Der kleinste gemeinsame Nenner ist stets “Ich bin nicht gut genug.

Alles Botschaften an sich selbst, die perfekt das eigene negative Selbstbild manifestieren. 

Und warum?

Wo kommt das her?

  • Warum streben Menschen nach einer Norm, die den Antworten nach so OFFENSICHTLICH weder psychisch noch körperlich gut für sie ist, noch mit ihren Bedürfnissen in Einklang steht?
  • Würde diese ganze Dynamik einer negativen Selbstwertspirale auch entstehen, wenn man auf einer einsamen Insel wäre, ohne Menschen, ohne Medien und sonstigen Beeinflussungsmöglichkeiten, die einem beibringen, was richtig und falsch, schön und hässlich ist?
  • Woher wissen wir denn eigentlich, wie wir aussehen sollen, sodass wir wissen, ob wir uns gut oder schlecht fühlen sollen?
  • Warum fühlt man sich eigentlich schlecht, wenn man nicht der Norm entspricht?
  • Wer legt die Norm eigentlich fest und wozu überhaupt?
  • Warum muss man diese Norm dennoch erfüllen, auch wenn man nicht kann und will?
  • Warum fühlt man sich schlecht, wenn man dies nicht kann oder will, obwohl man doch selbst weiß, dass man eben nicht kann oder will?
  • Was wäre, wenn die Welt nie Fitnessbarbie Bilder und soziale Medien geschaffen hätte?
  • Was wäre, wenn es gar keine Bilder gäbe?
  • Was wäre, wenn man nur die Menschen sieht, denen man täglich im realen Leben begegnet?
  • Würde man sich dann auch so schlecht fühlen?

Diese negativen Aussagen über sich selbst, sind nur Folge eines medialen Primings auf Grundlage eines von Menschen erdachten Konzeptes, dass objektiv gesehen keine Bedeutung hat.

Die Bedeutung eines Schönheitsideals existiert nur in den Köpfen der Menschen. Würde die Menschheit einfach aussterben, würde das Konzept mit der zugeordneten Bedeutung und der induzierten Imagination einfach ausgelöscht. Einfach nur weil es kein Denken mehr gäbe. Erst die unbewusste Identifikation mit dem Denken, führt dazu dass Menschen affektiv auf ihre dadurch erzeugten Emotionen reagieren.

Sich selbst, das Vertrauen auf die eigene Rationalität, die eigene Wahrnehmung und sein Denken weniger ernst nehmen, wäre hier der erste Schritt in die richtige Richtung.

Ohne das Priminig des Schönheitsideals gäbe es keine Messlatte an der man sich messen kann, um das Urteil über sich selbst zu fällen, dass man nicht gut genug ist. 

Für Wertungen braucht man Maßstäbe. Maßstäbe sind jedoch nur menschliche Konstrukte. Das erkennt man allein schon am Wandel des Schönheitsideals in Abhängigkeit von Zeit, Ort und Wertesystem u.v.m..

Menschen können sich emotional schwer von der Sehnsucht der Fitnessbarbie lösen, weil sie sich mit ihrer Konditionierung identifizieren. Nur solang diese Identifikation besteht, werden auch die negativen Glaubenssätze des „Ich kann das nicht“ gefüttert. Diese Glaubenssätze beeinflussen ihr Unterbewusstsein, welches wiederum über die dadurch erzeugten Gedanken, Gefühle und Handlungen zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden.

Im Hirn hat sich das „Ich kann das nicht“ also nur durch den Konsum von Bildern manifestiert, die einem vor Augen führen, wie der Maßstab des sexuellen Marktwertes aussieht und wo man sich im Vergleich dazu einzuordnen hat.

Hätte man die Bilder des gegenwärtigen Schönheitsideals nie gesehen, gäbe es keinen Grund sich verändern zu wollen.

Warum sollte man denn etwas tun, was einen quält oder worauf man eigentlich gar keine Lust hat?

Gäbe es das mediale Priming des Schönheitsideals nicht, würde man jemanden, der das dennoch tut, als irrational abstempeln.

Wie oft genug erwähnt, ist das Unterbewusstsein mächtiger als der Verstand. Was man medial konsumiert, wird einen lenken.

Doch die Absurdität geht noch weiter:

Ausgerechnet diejenigen, die das „Ich kann das nicht“ und “Ich bin nicht gut genug.” bereits internalisiert haben und am meisten leiden, suchen die Lösung darin, immer mehr FitnessBS zu konsumieren.

Als bräuchte man nur genug Fitnessbarbiebilder zur Motivation ansehen, die neuste Studie kennen, die perfekte Diät finden, Lebensmittel X essen und Supp Y konsumieren, um das Problem zu lösen.

Die Lösung besteht vielmehr darin, all das sein zu lassen und zu erkennen, dass man selbst in der Hand hat, ob man sich manipulieren lässt und sich stets zu fragen

„Warum will ich das eigentlich?“