Wesentliche Prinzipien des Omafitnesslaifstails und des oldschool Mealpreps

Die Paprikastories haben euch Appetit gemacht und das ist auch gut so, denn der ganze ursprüngliche (!) Mittelmeer-, Balkan-Laifstail hat viele Vorteile, die für Fitnessmenschen und Menschen, die abnehmen wollen, dazu führen würde, dass sie mit Essen klar kommen und abnehmen ohne bewusst zu versuchen abzunehmen. Ich sage bewusst Laifstail, weil das nicht nur an der Ernährung liegt, sondern auch an ganz bestimmten Lebensgewohnheiten, zu denen ich an anderer Stelle noch was erklären werde.


Vorteile aus fancy Fitnesslaifstailperspektive:

  • Geringe Kaloriendichte bei hoher Sättigung.
  • Es triggert kein Binge-Eating (Das ist heutzutage ja ein wichtiger Punkt)

Vorteile aus Oma Fitnesslaifstailperspektive:

  • Es schmeckt gut.
  • Es macht glücklich.
  • Es ist “gesund”.

Hier ein paar Grundprinzipien der traditionellen (!) Küche oder von mir auch Omadiät genannt. Wohlgemerkt, ist das, was ich hier beschreibe inzwischen auch ausgestorben und das sieht man den Menschen hier auch sehr an. Ich hatte das Glück die traditionelle Ernährungsweise noch kennenzulernen und den offensichtlichen Wandel von BMI und körperlicher Agilität und Gesundheit sehr offensichtlich über die Jahre beobachten zu können. Als ich klein war, waren die Bulgaren sehr hager und schlank. Nun sind sie fett. Warum das so ist, werde ich noch genauer erklären.

Wie ihr über die Stories inzwischen mitbekommen habt, ist Gemüse hier die Basis für Alles.
Man kauft kiloweise Gemüse, verarbeitet das irgendwie, sodass es leicht verdaulich wird und ergänzt dies mit Fett- und Eiweißquellen (Käse, Ei, Joghurt, Fleisch). 

Traditionell gehört Glutenbrot ebenfalls dazu. Zumindest, um die Teller am Ende sauber zu wischen, denn hier wird oder wurde keine Kalorie verschwendet. Da fancy Fitnessmenschen aber nicht mehr den ganzen Tag auf Feldern arbeiten, sondern ein paar Mal pro Woche 1-2h Optikpumpen betreiben und versuchen ihre 10k Schritte zu hitten, sollten sie den Brotkonsum beschränken und unter dem Bedarf der Omis und Opis belassen. Denn die Omis und Opis arbeiteten traditionell von früh bis spät draußen, sind Berge hoch und runter geklettert und mussten ihre Herden irgendwohin scheuchen. Und das Ganze ohne Fitnesstracker! Der wäre vermutlich überfordert gewesen.

Sahnesoßen oder so eine typische Trennung von bspw. Kartoffeln, Fleisch mit Gemüsebeilage und Soße drüber gibt es hier nicht. Hier gilt das Alles-in-einen-Topf-Prinzip.

Insgesamt führt das einfach dazu, dass die traditionelle Küche, bei minimaler Kaloriendichte zu maximaler Sättigung und Befriedigung führt. Vorausgesetzt man minimiert den Konsum der verlockenden Glutenprodukte aus viel Fett, Käse und Blätterteig, die die Omis und Opis früher meist frühs vor der stundenlangen Feldarbeit gegessen haben.

Dies wäre die notwendige Abwandlung damit die Omadiät auch für die zivilisierte, moderne Welt der Fitnessmenschen funktioniert.

Hinzu kommt aber noch, dass die Rezepte extrem einfach sind und mit wenigen Zutaten auskommen. Ich selbst habe auch nie nach Rezept gekocht und habe das auch nie bei meiner  Oma gesehen. Ich kann also nicht mal exakte Mengenangaben machen, weil das so eine #feelsfürsessen Sache ist, die man irgendwie einfach lernt und sich mit den einzelnen Gemüsesorten auskennt.


Wenn man nicht gerade eine ganze südländische Familie zu versorgen hat, ist der effektive Arbeitsaufwand für die Gerichte sehr gering. Die meiste Zeit arbeitet eigentlich der Ofen. Außerdem kocht man hier 1x für mehrere Tage. Die Gerichte schmecken meist an den folgenden Tagen noch besser, da die ganzen Aromen so richtig schön durchgezogen und konserviert sind. So gut wie alles, wird dann auch kalt gegessen. Nach dem fancy Fitnessjargon wäre das also so eine Art oldschool Mealprep, nur dass sich die Omis und Opis früher nicht bewusst waren, dass das Mealprep ist.

Süßkram wurde früher oft nur zu besonderen Anlässen oder am Wochenende gebacken und wenn hat man das nicht nebenbei gesnackt, sondern eben zusammen am Tisch als richtige Mahlzeit mit viel Gequatsche und typischen südländischen Familienkrach. Im Alltag wurde nach dem herzhaften Essen einfach noch Obst auf den Tisch gestellt. Meist Melone und Trauben.

Meine Oma mochte Süßigkeiten auch sehr, besonders Raffaellos. Doch was mir stets aufgefallen ist, ist dass sie die nie gegessen hat, wenn sich nicht jemand mit ihr an den Tisch zum Essen gesetzt hat. Eigentlich war es immer Tradition, dass sich die ganze Familie 2-3x am Tag zusammen an den Tisch zum Essen gesetzt hat. Allein essen oder snacken gab es nicht. Mit dem Zerfall der Familien, dem “Jeder macht so sein Ding” und dem Wandel der Arbeitswelt, die den Tagesrhythmus entscheidend verändert hat und das gemeinsame Essen unmöglich machte, hat sich diese Lebensweise sehr geändert.

Als auch unsere Familie immer kleiner wurde und das gemeinsame Essen zunehmend weniger wurde, hatte meine Oma immer jeden den sie finden konnte, gefragt, ob derjenige denn nicht Hunger hätte und sich mit ihr an den Tisch setzen will, weil sie jetzt essen müsse, damit sie ihre Medikamente nehmen könne. Auch erst dann hat sie ihre geliebten Raffaellos, die wir ihr jedes Jahr mitgebracht haben, aus ihrem Vorratslager herausgeholt, den anderen zuerst angeboten und sich erst dann selbst ein (!) Raffaello genommen.

Nach ihrem Tod haben wir sogar noch Überreste unserer Raffaellolieferungen aus Deutschland, aus all den letzten Jahren gefunden. Denn Raffaellos waren etwas Kostbares für sie, das man nicht einfach so unachtsam in sich hineinstopft und v.a. nicht allein. Essen war für sie etwas, das man nur mit anderen macht. Allein essen kannte sie einfach nicht. Denn Essen war immer etwas Besonderes, v.a. weil sie als Kind wenig Essen hatte.